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Die Leistung eines Spielers hängt von zwei Faktoren ab, nämlich von den Fähigkeiten und von der mentalen Stärke. Bei der mentalen Stärke spielt nicht nur die Motivation eine Rolle, noch wichtiger ist der Wille oder wie Psychologen sagen, die Volition.

Neueste Forschungsergebnisse, die in diese Richtung gingen bestätigen diesen Ansatz. Angela Duckworth konnte mit ihrem Grit-Ansatz bemerkenswerte Erfolge bei der Vorhersage z.B. in Point West verbuchen. Auch Emilia Lahti konnte zeigen, dass Sisu* ein guter Prediktor für Erfolg ist.

Zur Messung der Volition haben wir ein wissenschaftlich getestetes Instrument entwickelt. Wir erfassten bei 38 DNL-Spielern die Volition und weitere Parameter. Sechs Jahre später erfassten wir den Erfolg dieser Spieler. Erfolg hatte, wer in der DEL, der NHL oder in der deutschen Nationalmannschaft spielte. Wer in unteren Ligen spielte wurde als nicht erfolgreich klassifiziert.

Wir entwickelten ein mathematisches Modell, mit dem wir zu 78% die Spieler richtig klassifizieren konnten. Damit sind wir nicht nur in der Lage vorherzusagen, wer Erfolg haben wird, sondern können auch maßgeschneiderte Empfehlungen zu Verbesserung der Erfolgswahrscheinlichkeit liefern.

Das Frontend unseres Modells haben wir als Excelplattform gebaut.

Beispiel einer Spielerprognose

*Exkurs Sisu – Auszug aus einem Interview mit Emilia Lahti
Quelle: Psychologie heute 07/2020

Frau Lahti, der finnische Begriff Sisu ist kaum übersetzbar. Fällt Ihnen eine Alltagssituation ein, die illustriert, was damit gemeint ist?

Ein Amerikaner hat einmal über Sisu geschrieben, nachdem er Finnland besucht hatte. Er und sein finnischer Gastgeber bestellten sich im tiefen Winter ein Taxi. Doch das Taxi brachte sie versehentlich nicht an das eigentliche Ziel. Es stellte sich heraus, dass sie noch relativ weit marschieren würden. Der Amerikaner regte sich innerlich auf. Aber er beobachtete, dass sein Gastgeber weder aufgebracht noch unzufrieden war. Er entschuldigte sich auch nicht bei seinem amerikanischen Gast. Der Finne schlug dem Amerikaner keine Alternativen vor, dachte vielleicht nicht einmal an sie. Stattdessen biss er die Zähne zusammen und marschierte durch den Schnee.

Das wäre ein alltägliches Beispiel für Sisu. Aber Sisu ist nicht alltäglich. Dieser Meinung sind die meisten Finnen. Sie beziehen Sisu nicht auf kleine Unannehmlichkeiten – sondern auf Notlagen, Probleme und große Herausforderungen. All das, was uns den Boden unter den Füßen zu entziehen droht.

Was genau ist also Sisu?

Sisu beschreibt das unerwartete Durchhaltevermögen während einer Krise oder einer schwierigen Situation. Es ist jene Situation, in der wir glauben, wir seien am Ende – aber wir stellen fest: Wir haben mehr Kraft als gedacht und es geht vorwärts. Sisu ist vergleichbar mit dem, was William James, der Vater der Psychologie, als zweiten Wind – zweite Luft -beschrieben hat: dieser Extraschub an Kraft und Energie.

Extremsportler kennen den körperlichen Extraschub Energie. Aber Sisu bezieht sich nicht nur auf physische, sondern auch psychische Stärke. Dagegen ist Sisu nicht als kognitive Fähigkeit zu begreifen, sondern als ein unerwartetes Arsenal an Kraft im Angesicht von Widrigkeiten.

Erlaubt uns diese Extrakraft, langfristige Ziele zu erreichen?

Bei Sisu geht es weniger um Langzeitziele. Sisu meint nicht das Durchhaltevermögen, das wir beispielsweise brauchen, um im Beruf vorwärtszukommen. Vielmehr bezieht es sich auf eine temporare Herausforderung: die Notlage oder das Problem jetzt und hier.

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